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Die Office Glosse: Karl Klammer weiß Bescheid!
Karl Klammer weiß Bescheid!

Die Office Glosse

Daß sich inhaltlich in den Office Suiten aller Couleur seit etwa fünfzehn Jahren nicht mehr viel getan hat, merkt man unter anderem daran, daß die neueste Version von Libre Office mit einem Wörterbuch für Klingonisch wirbt.

Nun ist der Einfluß der klingonischen Oper auf das Spätwerk von Beethoven und Wagner unbestritten. Auch Shakespeares Schaffen wäre heute ohne die seinen Werken zu Grunde liegenden Klingonischen Dramen nur schwer vorstellbar. Die präzise Poesie gerade in »DaneHbogh yIta’?« war für die damalige Zeit etwas grundlegend Neues. Werke in Reimform galten seitdem als auserzählt. Erst der große Wilhelm Busch schaffte es im neunzehnten Jahrhundert, dem Genre neue Facetten hinzuzufügen.

In der heutigen Alltagsliteratur ist das Klingonische jedoch selten geworden. Möglicherweise liegt es daran, daß seine Schöpfer ausgestorben sind und nur noch in romantisierenden Fernsehserien aus dem Star Trek Universum gelegentlich auftauchen.

Selbst Latein wird mittlerweile häufiger gesprochen! Die Phrase »Flare me!« ist uns nicht nur aus der internen Liturgie zwischen katholischen Geistlichen und ihren Ministranten geläufig, sondern hat Einzug in die Alltagssprache gehalten. Möglicherweise siehst Du hier also das Jugendwort des nächsten Jahres vor Dir.

Aber ich schweife ab. Anspruchsvolle Funktionen wie beispielsweise eine Fußnotenverwaltung gab es jedenfalls bereits in WORD für DOS 4.0, auf dem ich 1990 meine Diplomarbeit geschrieben habe, und sie war genau so schwer zu finden wie heute. Auch der löchrige Blocksatz sah damals wie heute einfach Scheiße aus. Die automatische Silbentrennung – nicht nur bei Office – ist dabei Teil des Problems und nicht seine Lösung. Ohne einen guten Setzer ist es nahezu unmöglich, einen in Office erstellten Buchtext für den Druck ansprechend aufzubereiten.

Im Kern tun – abgesehen von einigen proprietären Funktionen, wie dem schon seinerzeit nur schwer erträglichen Karl Klammer – damals wie heute alle Textverarbeitungen und Tabellenkalkulationen im wesentlichen das gleiche: Text und Tabellen hübsch machen. Unglücklicherweise sind aber die Funktionen, die hinter all dem Bling-Bling ablaufen, im Laufe der Jahrzehnte nicht wirklich besser geworden. Vielleicht ist das der Grund, warum auch heute noch renommierte Autoren lieber zu Zettel und Bleistift greifen.

Wo habe ich bloß wieder meinen Notizblock gelassen?


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