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Mike Gordens Autoreninterview
Mike Gorden

Mein Autoreninterview

Ich bin im Laufe der letzten Jahre mehrfach von Bloggern interviewt worden. Das habe ich gern getan und der Aufwand hielt sich auch in Grenzen, weil alle Blogger mehr oder weniger die gleichen Fragen stellen: Wie bist Du zum Schreiben gekommen? Wie sieht Dein Schreibort aus? Welche Bücher hast Du bisher veröffentlicht? Wie sieht Dein nächstes Projekt aus? Wolltest Du schon immer Schriftsteller werden und so weiter.

Ich finde das langweilig und der Erkenntnisgewinn für mögliche Leser hält sich in engen Grenzen. Also habe ich mir etwas überlegt: Wie wäre es, ein Interview mit völlig anderen Fragen zu erstellen? Fragen, die auf den ersten Blick off topic sind, die aber letztlich viel mehr über Dich verraten, wenn Du sie beantwortest. Hier kommt also mein ganz persönliches Autoreninterview. Viel Spaß mit meinen Antworten und vor allem mit den Fragen 😱

Frage 1: Warum hast Du für Deinen Erstling nicht den Literaturnobelpreis erhalten?

Die absolute Killerfrage für jedes Liveinterview. Wenn Du vorher noch keine Feinde hattest, hast Du hinterher welche. Zum Glück finden diese Art Interviews heute schriftlich statt, so daß auch weniger schlagfertige Leute wie ich eine Chance auf eine gute Antwort erhalten: Ich habe mich nämlich nicht vorschlagen lassen, weil es so viele Kollegen gibt, die den Preis nötiger haben als ich.

Frage 2: Welche lustigen sprachlichen Fehlgriffe hast Du Dir schon geleistet?

Mein Klassiker ist der Vögelchor in der Morgendämmerung. Erst als eine meiner Testleserinnen prustend anrief (danke, Tanzi!), habe ich den Lapsus erkannt und korrigiert.

Frage 3: Wie verarbeitest Du einen Mißerfolg? Verdrängen?

Es gibt keine Mißerfolge, lediglich Titel, die noch nicht erfolgreich waren.

Frage 4: Du bist doch Schriftsteller. Warum schaltest Du dann nicht die verdammte Autokorrektur in Deinem Handy ab, bevor Du etwas postest?

Spüre ich da einen aggressiven Unterton? Zum Glück poste ich niemals mit dem Smartphone, weil meine Finger nämlich für eine Bildschirmtastatur zu dick sind.

Frage 5: Wie schaffst Du es, gelassen zu bleiben, wenn Du wieder mal einen zentrierten Schnipseltext voller Rechtschreibfehler in fünf verschiedenen Schriftarten und drei Farben entdeckst?

Man kann natürlich alles selbst tun. Muß man sich nur hinterher nicht wundern, wenn die eigenen Titel auch ‘noch nicht erfolgreich’ bleiben. Ich selbst habe mich schon lange von der Illusion verabschiedet, daß ich eine auch nur halbwegs gute Buchpräsentation selbst hinbekomme und greife daher gern auf professionelle Hilfe zurück – vom Coverdesign bis zur psychiologischen Betreuung hinterher.

Frage 6: Wie muß ein Charakter gestrickt sein, damit die Leser*innen ihn lieben?

Ganz einfach: er muß nur seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden.

Frage 7: Was war das Liebste, das jemals einer Deiner Charaktere zu einem anderen gesagt hat?

Maurice sagt einmal zu Mike: »…bei Dir werd ich schneller gesund. Hier fühl ich mich nämlich fast wie zu Hause.« Näher dran an einer Liebeserklärung geht bei Maurice nicht.

Frage 8: Warum wünscht Du Dir manchmal, Deine Protagonisten würden wirklich existieren?

Weil sie ein spannenderes Leben führen als ich, und weil ich mit einigen gern… aber das würde jetzt zu weit führen 😎

Frage 9: Was könnte ein Werk dem Genre ‘Romance’ noch grundlegend Neues hinzufügen?


Weniger Zucker und dafür näher dran am wirklichen Leben. Ich weiß, deswegen wird das Genre nicht gelesen, aber man darf ja mal träumen.

Frage 10: Was tust Du, wenn Du bemerkst, daß Deine Leser eigentlich gar nicht die Zielgruppe sind, für die Du Deine Geschichte geschrieben hast?

Das ist mir tatsächlich geschehen. Ich bin schwul und dachte, ich schreibe für schwule Männer. In Wirklichkeit schreibe ich aber für heterosexuelle Frauen. Die Erkenntnis hat mich irgendwann kalt erwischt. Meine Antwort lautet: weiterschreiben wie bisher und auf keinen Fall den Stil ändern. Das habe ich nämlich bereits versucht und es ist mir schlecht bekommen.

Frage 11: Woran könnte es liegen, daß das Genre ‘Gay-Romance’ überwiegend von Frauen geschrieben wird.

Weil sie auch die größte Lesergruppe für das Genre darstellen. Im Prinzip schreiben sie also für sich selbst. Wir Schwulen sind da nur süßes Naschwerk.

Frage 12: Wenn Du der einzige Profi unter tausenden Volltrotteln wärest, woran würde man das merken?

Daran, daß ich diese Frage ignoriere. Worum ging’s noch gleich?

Frage 13: Was würdest Du schreiben, wenn Deine Leser Dich um Deiner selbst willen lieben und Du nicht mehr auf Banalitäten wie ein festes Genre oder die Heldenreise angewiesen wärst, um Erfolg zu haben?

Ich würde weniger mit Schere-im-Kopf schreiben. Zum Glück bin ich weder auf feste Genres, noch auf überalterte Erzählstrukturen angewiesen, um eine gute Geschichte zu Papier zu bringen.

Mike Gorden: Empath (Cover)
Mike Gorden: Empath (Cover)

Frage 14: Woran könnte es liegen, daß das Genre ‘Gay-Romance’ überwiegend von Frauen gelesen wird.

Weil viele Schwule meiner Meinung nach ganz anders sind, als sie in diesem Genre beschrieben werden. Wir finden uns darin einfach nicht wieder. Um mal voll in den Farbtopf der Rollenklischees zu greifen: Viele von uns sind nicht romantisch, sondern lieben es deftig. Das erklärt jedenfalls den Erfolg meines Romans Empath gerade in der Schwulenszene.

Frage 15: Was ist so einzigartig in Deinem Schreibstil, daß es Dich von allen anderen Schriftstellern unterscheidet?

Ich experimentiere noch mit verschiedenen Genres und Perspektiven. Wenn ich irgendwann meinen Stil gefunden habe, bin ich reif für Frage 1.

Frage 16: Du triffst dein 9 jähriges Ich und hast nur Zeit für 3 Wörter, was sagst du?

Du hast Asperger.


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