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HML-Wie alles begann

HML-Wie alles begann

Die Geschichte eines der ältesten Webshops Deutschlands

Auch wenn ich die Verkäufe meiner Bücher durchaus zufriedenstellend finde: Ein Jungschriftsteller in meinem Alter benötigt einen Broterwerb.

Ich brüste mich nun des öfteren damit, einen der ältesten Online-Shops Deutschlands zu führen und will Dir heute die Geschichte dazu erzählen.

Sie beginnt Anfang der Neunziger. Ich lag in den letzten Zügen meiner Doktorarbeit und hatte bereits die Illusion verloren, daß die Welt außerhalb der Universität auf einen Chemiker wie mich nur gewartet hätte.

Frank, mein damaliger Partner, kaufte sich 1993 eine Nähmaschine, einiges Zubehör und begann, selbst Gürtel aus Leder herzustellen. Er hatte vor, deren Zugfestigkeit zu erhöhen, denn einfache Ledergürtel leiern bei längerem Tragen schnell aus.

Nach einigen Versuchen mit geschnittenen Gürteln aus dicken Rindernacken kam er auf die Idee, ein dünneres Schuhoberleder zu nehmen und es mehrlagig zu verkleben. Der Erfolg war bombig. Einige der damals genähten Gürtel tragen wir heute noch.

und einige der damals mit Nieten besetzten Gürtel hängen heute noch im Shop…

Das war seine Geschäftsidee. Ich war Feuer und Flamme und fing an, die genähten Gürtel mit verschiedenen hübschen Nieten zu besetzen. Das trug man damals so. Leider flaute diese Mode schnell ab. und einige der damals mit Nieten besetzten Gürtel hängen heute noch im Shop…

Franks Geschäftsidee wurde dennoch schnell zu unserer Geschäftsidee und ich stürzte mich in meiner Freizeit mit Feuereifer in die Arbeit. Ich belegte einen Nähkurs an der Volkshochschule, aber das ist eine andere Geschichte. Wir erweiterten unser Produktspektrum, denn mit unserer neuen Verarbeitungsweise ließen sich nicht nur Gürtel viel dauerhafter herstellen, sondern auch Armbänder, Hosenträger, Portemonnaies und Schultergurte.

Frank und ich standen schon immer der Fetisch- und BDSM-Szene nahe und so ergab es sich, daß wir auch Halsbänder, Hundeleinen, verschiedene Fesseln für Hände, Füße und andere Körperteile, Harnesse für den Körper und kleinere Geschirre für die edleren Teile in unser Sortiment aufnahmen.

Wir posteten fleißig in den damaligen sozialen Medien, sprich: Fetischtreffen und Mundpropaganda. Schon im ersten Jahr zeigten uns die Umsatzzahlen, daß wir einen Nerv getroffen hatten und Frank meldete Gewerbe an.

Ungeachtet dessen, daß er durchaus qualifizierte Sattlerarbeit ablieferte und das noch heute tut, mußte er das Gewerbe mangels fehlendem Meistertitel »Flickschusterei« nennen. So steht es seitdem in seinem (und später auch in meinem) Gewerbeschein.

Frisch von der Universität brachte ich Mitte der Neunziger eine neue Geschäftsidee in unsere – mittlerweile gemeinsame – Firma ein: Wir standen dort nämlich über einige Akademierechner mit einem seltsamen Netzwerk in Verbindung, in dem man Dienste wie »WWW«, »Archie«, »Gopher« und »e-Mail« zur Kommunikation und zum Auffinden von Informationen nutzen konnte. Gesteuert wurde das über eine revolutionäre, neue Software namens »Netscape 2.0«.

Schon längere Zeit gab es Bestrebungen, diese Dienste nicht nur den Universitäten, sondern auch der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. In den Neunzigern nahm diese Entwicklung dann Fahrt auf. Ich kaufte ein Modem mit sagenhaften 2.400 Baud (nach heutigen Maßstäben etwa 0,002 MBit), lernte den Hayes Befehlssatz, wählte mich damit in das Datex-P Netz der Telekom ein und stürmte in dieses neumodische Internet.

Alles, was man damals ansehen konnte, lief folgendermaßen ab: Seite aufrufen und Kaffee kochen gehen. Wenn man später mit dem Becher zurückkam, konnte man mit Glück bereits die ersten Inhalte sehen. Glücklicherweise wurde Bremen 1994 ISDN Testregion. Seitdem ging der Seitenaufbau zügiger vonstatten und man hatte ein echtes Surferlebnis. Sofern der Seitencode überschaubar und die Bilder hübsch klein gerechnet waren.

Im Jahre 1997 verlor ich mein Herz an René. Der smarte Schweizer arbeitete in einer Zürcher Firma, die Webspace kommerziell zur Verfügung stellte. Seinen Überredungskünsten ist es zu verdanken, daß ich die Domain hm-leder.com registrierte und uns beim damaligen Rainbow-Net Webspace für einen Shop anmietete.

Olaf, ein lieber Freund, schrieb mir ein kleines Javascript für den Warenkorb und wir setzten zusammen eine Reihe statischer Seiten in HTML für unsere Produkte auf. Mehr brauchte es seinerzeit nicht.

HM-LEDER Webshop ab 1997
HM-LEDER Webshop ab 1997 (hier klicken zum surfen)

Die Domain gehört mir schon lange nicht mehr und wurde zunächst durch hm-leder.de und später durch hml-fetish.com ersetzt. Die Überreste dieses Shops kannst Du aber noch im Archiv des Internets einsehen. Der Shop lief damals selbstverständlich auch offline, so daß ich ihn anstatt eines gedruckten Kataloges auf CD versenden konnte. Kennst du CDs noch? Diese silbernen Scheiben…

Das quietschbunte Layout in Frames entsprach meinem damaligen Geschmack. Ich habe seitdem glücklicherweise dazugelernt.

Du kannst Dir das originale Surferlebnis durch klicken auf die Bildunterschrift verschaffen. Nur bestellen geht nicht mehr. Es wäre ein immenser Aufwand, den Shop an die heutige Gesetzgebung anzupassen. Der gesamte Webshop inklusive Skripten und Bildern ist übrigens nur 20 Megabyte groß! Heutzutage lädst Du diese Datenmenge bereits herunter, wenn Du die Startseite von Facebook aufrufst.

Frank hielt damals nicht viel von meinen Aktivitäten im Internet. »Du verzettelst Dich. Das bringt doch nie was.«, durfte ich mir öfter anhören. Diesmal lag ich allerdings richtig. Schon im Jahre 2.000 überstiegen die Einnahmen aus dem Webshop die Umsätze im Laden deutlich und seitdem ist es unsere Haupteinnahmequelle. Klassischer Postversand mit schriftlichen oder telefonischen Bestellungen kommt heute kaum noch vor.

Seit 2.000 führe ich den Webshop auch allein. Frank produziert weiter fleißig spannende Sachen und ich verkaufe sie, aber nicht mehr unter einem gemeinsamen Dach. Gelegentlich küßt mich auch die Muse und ich erfinde selbst etwas neues. So habe ich beispielsweise das Ponygeschirr für zweibeinige Ponys entwickelt und das Kondom aus Leder. Klingt exotisch, lockt aber Kunden aus der ganzen Welt in meinen Webshop.

Der selbstgebaute erste Webshop hat knapp zehn Jahre gehalten. 2006 wechselte ich auf OSCommerce, einen Shop von der Stange, und 2015 wieder auf einen selbst geschriebenen Shop, der seitdem unter https://www.hml-fetish.com erreichbar ist.

In diesem Jahr gibt es wieder etwas neues. Wer will, kann sich unter https://www.hml-fetish.de/shop/ ein Bild vom aktuellen Stand der Bauarbeiten machen. Bestellen kann man schon und jedem, der dort bestellt und mir Feedback gibt, schreibe ich nachträglich zehn Prozent Rabatt gut.

In meinen Hoch-Zeiten Anfang der 2.000er beschäftigte ich zwei festangestellte Vollzeitkräfte und mehrere Aushilfen. Später – nach unerfreulichen Erlebnissen mit Mitbewerbern – gingen die Umsätze zurück. Glücklicherweise gehen mir aber die Geschäftsideen nicht aus. So gesellten sich im Verlauf der Jahre HML Apartments (Ferienwohnungen im Stadtteil) und der HML Verlag (Science Fiction, Thriller, Krimis und mehr) dazu.

In diesem Sinne: Bleib gespannt!

Mike Gorden


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