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Verkauf Dich nicht unter Wert!

Fünf Fallen bei der Eigenwerbung, in die Du nicht treten solltest.
Verkauf Dich nicht unter Wert!
Photo by Collis on Pexels.com

Du schreibst tolle Bücher und willst, dass möglichst viele sie lesen? Das ist die natürlichste Sache der Welt. Allerdings gibt es bei der Wahl deiner (Werbe-)mittel Fallstricke, über die du nicht stolpern und Fettnäpfchen, in die du nicht treten mußt:

1) Für Fans von [prominenter Autor]

Du vergleichst Dich mit einer Koryphäe oder einem Bestsellerautor?

Meist sind die Fußstapfen, in die du da trittst, ziemlich groß. Ob das deine Leser wirklich als Hilfestellung sehen, weiß ich nicht.

Beschreibe lieber, was genau deine Bücher einzigartig macht! Du bist so nahe an deinen Figuren, dass man beim Lesen mit ihnen ins Schwitzen kommt? Dann wirb damit! Dein Stil ist so temporeich, dass deine Leserinnen Atemnot bekommen? Rede darüber! Manche Szenen sind so brutal, dass Blut aus den Seiten tropft? Sag es und mache dich unverwechselbar!

Ich finde auch, dass ich schreibe wie eine Mischung aus Dan Brown, Douglas Adams und Edward E. Smith. Letztlich ist das aber nur meine Meinung 😏

2) kostenlos mit KU

Es ist verständlich, wenn du nur beim großen »A« veröffentlicht. Du mußt nur einen Anbieter verwalten und sparst dir Arbeit und Einarbeitungszeit in die anderen Plattformen.

Die meisten fahren besser, wenn sie auch die Tolino-Allianz und andere Anbieter mitbedienen. Ich persönlich verkaufe etwa zwei Drittel meiner Bücher über Tolino & Co. und käme nie auf den Gedanken, meine Werke exklusiv bei Amazon anzubieten.

Willst du das dennoch tun, vermeide den Werbespruch »kostenlos mit KU«.

Der Slogan mag naheliegend sein und viele Mitbewerber benutzen ihn auch. Wo liegt also das Problem?

Nun: Er stimmt nicht.

Zwar ist der reine Download kostenlos. KU-Nutzer zahlen an Amazon aber eine feste Jahresgebühr. Für derzeit 89,90 Euronen kannst du viele Bücher lesen. Man kann sich das zwar schönrechnen (Ich schaue doch auch Filme über Prime!), das ändert aber nichts daran, daß Kindle Unlimited eben nicht kostenlos ist.

Mir persönlich ist auch eine Leserschaft suspekt, die ihre Leseliste dadurch definiert, daß die Bücher (scheinbar) kostenlos sein müssen.

Man kann sich das schönreden und für manche Genres funktioniert es offenbar auch. Ich fühle mich aber mit Fans besser, die bereit sind, Geld in die Hand zu nehmen, um meine Bücher zu lesen.

Letztlich verkaufst du deine Leser mit diesem Slogan für dumm. Bestimmt merkt das nicht jeder, aber wer es merkt, wird deine Werke künftig vielleicht meiden. Willst du das? Bleib lieber ehrlich.

3) Verwende keine ausdrücke, die nur Autorinnen kennen

Was meinst Du, wie viele Deiner Leserinnen wissen, was Tropes sind? Ich musste das Wort googeln, als ich zum ersten Mal in einem Artikel darauf stieß. Den Lektor oder die Lektorin mögen viele kennen, ein Korrektorat gehört aber nicht mehr zum allgemeinen Wortschatz.

Du benutzt gerne Abkürzungen wie POV, SP und WIP? Tu’s nicht!

Von fachimmanenten Vokabeln wie “Heldenreise” und “Weltenbau” würde ich ebenso die Finger lassen wie von Anglizismen wie “Show, don’t tell”. Begriffe, die du vielen Leserinnen erst erklären musst, stören den Lesefluss. Meide sie besser.

Warum schreibst Du anstatt “Anthologie” nicht einfach “Kurzgeschichtensammlung” und “Handlungsablauf” anstatt “Plot”? Deutsche Sprache kann sehr sexy sein, wenn du sie bewusst einsetzt.

4) Ein interessantes Buch für die ganze Familie

Die Botschaft, die du mit dieser uralten Worthülse aussendest, lautet in Wirklichkeit: In dem Bemühen, wirklich jedem zu gefallen, habe ich meine Identität als Schriftsteller auf dem Altar der Beliebigkeit geopfert.

Überleg dir lieber, für wen du hauptsächlich schreibst, und sprich diese, deine, Zielgruppe direkt an. Das ist authentisch!

Du veröffentlichst Kinderbücher? Dann sage deren Eltern, dass ihre Kinder beim (Vor-)lesen gleichzeitig etwas lernen können. Ist es Coming-of-Age? Sprich Teenager und Twens an. Die meisten wissen, wie die erste Liebe sich anfühlt, aber sie werden es gern noch einmal lesen. Sind Deine Bücher Cosy-Krimis? Das ist eher was für die Eltern. Rede offen mit ihnen und versteck dich nicht hinter einer Phrase.

Mike Gorden – Das Universum im Tautropfen

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5) »RomanCe« im gleichen Satz mit »originell« benutzen

Denk vorher nach, ob du damit glaubwürdig rüberkommst. Schaffst du es wirklich, aus dem ältesten aller Stereotype noch neue Nuancen herauszukitzeln, auf die vor dir noch niemand gekommen ist?

Ich kann mir das nur schwer vorstellen und – wichtiger – deine Leserinnen erwarten es auch gar nicht! Sie wollen einen berechenbaren Plot mit Happy-End Garantie. Fast Food für die Seele, bei dessen Lektüre sie prima abschalten können.

Warum sagst du ihnen das nicht einfach? Es wird deine Verkaufszahlen nicht mindern, im Gegenteil!

In diesem Sinne: bleib gespannt.
Dein Mike


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