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Die Erstellung eines eBooks

Mike Gorden working on a novel
Die Erstellung eines eBooks

… ist nicht ohne Tücken, jedenfalls, wenn man es gut machen will. Zwar bietet heute jedes Schreibprogramm, das etwas auf sich hält, auch eine Umwandlung des Textes in ein eBook an. Deren Ergebnisse lassen aber oft zu wünschen übrig, denn unnötige Formatierungsanweisungen verschandeln dein Produkt zwar meist nicht, sie blähen es aber bis auf die doppelte Größe auf.

Gerade Produkte der Firma WinzigWeich glänzen hier mit seitenlangen Formatvorlagen in unintuitivem und vermutlich nicht einmal für die Programmierer der Anwendung mehr nachvollziehbarem Quellcode.

Amazon lässt sich die Dateigröße übrigens mittlerweile in Form einer Downloadgebühr bezahlen, die von deiner Provision abgeht.

Durch unnötige Formatierungsanweisungen aufgeblähter Quelltext eines eBooks
Durch unnötige Formatierungen aufgeblähter Quelltext eines eBooks

Aber auch, wenn du nicht dort veröffentlichst, freuen sich deine Leserinnen, wenn ihr Buch schneller lädt.

Nebenan siehst du ein aus LibreOffice konvertiertes Beispiel, das zwar bereits deutlich schlanker ist als das Produkt aus einer Word-Datei, aber immer noch viele und größtenteils unnötige Formatierungsanweisungen enthält. Dafür fehlen im Header wichtige Angaben, beispielsweise zur verwendeten Sprache und anderen Optionen, die für einen barrierefreien Zugang wichtig sind.

Mein Ziel ist es, dir in diesem Artikel zu zeigen, dass die Erstellung eines standardkonformen eBooks kein Hexenwerk ist, wenn du bereit bist, deine Angst vor Quellcode in HTML für einen Moment beiseite zu schieben. Mehr ist ein eBook nämlich nicht: Ein gepacktes Archiv Deines Textes mit einigen, wenigen Formatierungsanweisungen!

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Aufbau eines eBooks im Editor

Wie ist ein eBook aufgebaut?

Ein Elektrobuch besteht im Wesentlichen aus einem gepackten Archiv von HTML-Dateien, das beim Lesen entpackt wird. Schaust du mit einem eBook-Editor, beispielsweise dem des kostenlosen Programms Calibre, hinein, so siehst du in der linken Spalte eine Liste von Dateien, bei denen es sich um die Kapitel deiner Geschichte handelt. Sie sind zu Anfang weniger übersichtlich benamst. Wenn du es hübsch möchtest, kannst du sie umbenennen, so wie ich das hier getan habe. Im mittleren Bereich siehst du eines der Kapitel im Editor geöffnet und rechts erkennst du das Druckbild, wie es sich auf dem Endgerät deiner Leserin darstellt.

Zusätzlich findest du links in der Dateiliste noch eine Reihe anderer Dateien, u.a. die Titelseite mit Cover, das Impressum, ein Inhaltsverzeichnis und eine Datei, in der die verwendeten Schriftformate abgelegt und definiert sind (das Stylesheet). All diese Dateien befinden sich einzeln und bearbeitbar in Deinem eBook.

Wie stellt ein eBook-Reader dein Buch dar und warum tut er das?

Die meisten Reader benutzen ihre eigenen Schriftarten. Der Benutzer kann sich zusätzlich die Schriftgröße und das Layout so einstellen, wie er das wünscht.

Das bedeutet im günstigsten Fall: Alles, was du an Schriftarten, Größen etc. in deinem eBook vorgegeben hast, wird ignoriert!

Im ungünstigsten Fall zerhacken deine Anweisungen das Schriftbild, das deine Leserin erwartet.

Dass dein Text exakt so dargestellt wird, wie du es geplant hast, wird nicht passieren! Es gibt viel zu viele Endgeräte, Reader aller Couleur, Smartphones und Tablets. Mancher liest dein Buch sogar im Browser auf seinem Computerbildschirm (so wie ich).

Das ePub-Format, in dem dein Buch üblicherweise veröffentlicht wird (Ausnahme: Amazon), ist dafür gedacht, auf all diesen verschiedenen Medien einigermaßen gut auszusehen. Dazu braucht es Kompromisse, die du berücksichtigen musst, wenn du dein eBook erstellst.

Willst Du, dass das Layout genau so aussieht wie im gedruckten Buch, solltest Du davon ein PDF abspeichern und dieses separat anbieten. Die Zielgruppe für PDFs ist aber nach meiner Erfahrung wegen fehlender Skalierbarkeit nicht sehr groß.

Wie sollte ein eBook formatiert sein?

Ganz einfach: So, dass es mit minimalem Aufwand gelesen werden kann und der Konsumentin keine Stolpersteine in den Weg legt.

Dazu braucht es ein klitzekleines bisschen Theorie:

Wie funktioniert HTML?

HTML ist keine Programmiersprache. Sie beschreibt nur, wie ein Text dargestellt wird; hier auf deinem Bildschirm oder eben auch in einem eBook.

Hierzu benutzt sie sogenannte Tags, die in spitze Klammern gesetzt werden und immer paarweise auftreten: zum Öffnen und Schließen der Anweisung. Für dein eBook benötigst du nur eine Handvoll:

  • <h1>Hierzwischen steht eine Überschrift</h1>
  • <p>Hier steht ein Absatz, also Dein Fließtext.</p>
  • <b>Dieser Text ist fett gedruckt.</b>
  • <i>Dieser Text wird kursiv dargestellt.</i>
  • <u>Dieser Text ist unterstrichen.</u>
  • <sup>Dieser Text ist hochgestellt.</sup>

Viel mehr braucht es nicht. Wenn du den Rat deiner Lektorin beherzigt hast und mit Formatierungen und vor allem Bildchen, Initialen und Ornamenten sparsam umgegangen bist, wird dein Text hauptsächlich aus Kapitelüberschriften und Absätzen bestenen (siehe Bild oben) und deiner Zielgruppe ein komfortables und barrierefreies Leseerlebnis bieten.

Wie setze ich das in meinem eBook um?

Vorab: Du benötigst dafür einen Rechner oder wenigstens ein Tablet. Auf kleineren Bildschirmen verliert man schnell den Überblick.

Einige Distributoren (Tolino, BookRix, …) bieten die direkte Einbindung Deiner Datei u.a. aus den Formaten .doc, .docx und .odt an, Die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen. Willst du alle Anbieter über diesen einen Distributor beliefern, musst du nichts weiter tun.

Alle anderen sollten sich mit der Erstellung und Bearbeitung eines ePubs beschäftigen, denn weitere Distributoren wie Amazon, Google Play und Apple Books etc. akzeptieren nur fertige eBooks.

Theoretisch kannst Du das oben erstellte Buch auch bei einem anderen Distributor hochladen. Dann steht allerdings drin, wo und wie es erstellt wurde.

Wenn Du das in Kauf nimmst, kannst Du hier aufhören, zu lesen.

Für alle anderen, und vor allem diejenigen, die ihr Werk in Microsoft, Libre- oder Open Office verfasst haben, empfehle ich einen Zwischenschritt:

  1. Speichere dein Dokument mit “speichern unter” als HTML-Datei.
  2. Öffne diese mit einem Texteditor (mein Tipp: Notepad++ oder Notepad Next für die Linux-Welt).
  3. Ersetze den einleitenden <html> Tag durch folgenden Codeblock:
    <?xml version='1.0' encoding='utf-8'?>
    <html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" xmlns:epub="http://www.idpf.org/2007/ops" lang="de" xml:lang="de">
  4. Lösche den Textblock zwischen den Tags <style> und </style> inklusive der Tags.
  5. Lösche die Attribute link=”irgendwas” und vlink=”irgendwas” aus dem <Body> Tag. Links sind in einem eBook nämlich unerwünscht.
  6. Vereinfache mit der Funktion “suchen-ersetzen” alle Tags, die aussehen wie <h1 irgendein unverständliches Zeugs>, <h2 irgendein unverständliches Zeugs>, <p irgendein unverständliches Zeugs>, <i irgendein unverständliches Zeugs>, <b irgendein unverständliches Zeugs> etc. zu <h1>. <h2>, <p>, <i>, <b> etc.
  7. Arbeite so den ganzen Text durch. Das dauert ein wenig, aber du erwischt auch irreguläre Tags wie <span irgendein unverständliches Zeugs> oder <div irgendein unverständliches Zeugs>, die du in den meisten Fällen inklusive ihrer Endtags </span> und </div> einfach löschen kannst. Bist du dir irgendwo nicht sicher, lass die fragliche Anweisung einfach stehen, ebenso die Endtags </body> und </html>.
  8. Speichern nicht vergessen!

Das Endprodukt kannst du bei sorgfältiger Arbeit direkt in deine eBook-Software importieren, konvertieren und die Daten auf Stichhaltigkeit kontrollieren. Vergiss nicht, hinterher ein Inhaltsverzeichnis zu erstellen.

Jetzt kommt die Kür: das Prüfen auf Fehler. Dein eBook-Editor bietet dir dazu bestimmt eine automatische Prüfung an. Unbedingt machen! Lass dich von einer eventuellen langen Liste nicht entmutigen. Die meisten Fehler folgen einem System und man kann sie en bloc abarbeiten. Bei mir ist es beispielsweise Groß- und Kleinschreibung von Tags, erlaubt ist nämlich nur Kleinschreibung.

Nächster Schritt: Lade dein Buch auf einer der zahlreichen Plattformen zur Validierung von eBooks hoch, z.B. dieser hier. Doppelt hält besser und keine Prüfung findet wirklich alle Fehler.

Letzter Schritt: Die Prüfung auf Barrierefreiheit. Der Börsenverein hat hierzu einen Leitfaden herausgegeben. Die Erläuterungen zum Thema finde ich ziemlich komplex, zumal wir mit meiner Arbeitsvorschrift oben bereits fast alle Punkte abgearbeitet haben, einfach dadurch, daß wir den Quellcode entschlackt haben.

Mein Tipp: installiere dir das Tool »Ace by Daisy« und lass es dein eBook beurteilen. Es gibt noch eine Handvoll Parameter, die man in die Datei content.opf einfügen muss. Es ist aber alles gut erklärt und da es das Tool auch auf Deutsch gibt, fand ich es vergleichsweise einfach zu bedienen.

Du hast alle Punkte abgearbeitet? Dann hast du jetzt ein schlankes und barrierefreies Buch, das du problemlos überall einreichen kannst.

Das heisst nicht, dass Google oder Apple nicht manchmal doch noch etwas zu meckern finden, aber irgendwas ist ja immer.

In diesem Sinne: Bleib gespannt,
Dein Mike


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